Die Berleburger Bibel ist ein in den Jahren 1726–1742 in (Bad) Berleburg entstandenes umfangreiches Bibelwerk von 8 Bänden, das nicht nur eine neue Übersetzung der Bibel bot, sondern vor allem eine umfangreiche Kommentierung. Die sich auf die Seele beziehende Auslegung hatte man hauptsächlich von Jeanne-Marie Bouvier de la Motte Guyon (Madame Guyon) (1648-1717) übernommen. Für den moralisch-geistlichen Sinn war u.a. Johannes Coccejus (1603-1669) und für den buchstäblichen Auslegung waren die lutherischen Exegeten Abraham Calov (1612-1686), Andreas Osiander (1496-1552) und Sebastian Schmidt (1617-1696) herangezogen. Hier konnte man auch auf den reichen Schatz an mystischen Schriften unterschiedlichster Akzentuierung von Johannes Tauler, Thomas von Kempen, Johann Arndt und Jakob Böhme zurückgreifen. Die Berleburger Bibel ist die vollständige Zusammenfassung des sonst eher weit verstreuten Schriftgutes des radikalen Pietismus*.

Zweck des 'Berlenburger Bibel Digital Library Project 2017' (BBDL 2017) ist die Berleburger Bibel für das Internet zugänglich zu machen. Nur Teil 5. und 7. (bis 'Offenbarung') könnte mann bisher im Internet finden. Diese Bücher wurden 2008 von Mikrofilm in das Google Books-Format übertragen, im 'Book Search Library Project' von Harvard University und Google. Ziel des Projektes war die fehlende Teile 1, 2, 3, 4, 6 und 8 und den fehlenden Abschnitt von Teil 7 für das Internet zugänglich zu machen. Möglich wurde dies unter anderem durch eine großzügige Spende von TopLokatie Sauerland. Das Projekt war ziemlich kompliziert, denn jede Seite musste (teilweise) manuell fotografiert werden. Nach fast vier Jahren wurden alle 4.954 Seiten fotografiert damit die gesamte Berleburger Bibel im Reformationsjubiläum 2017 digital zu lesen war. Seit 2019 können Sie die digitale Berleburger Bibel in der Digitalen Bibliothek der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg anfordern. Am Ende diese Seite finden Sie zusätzliche Informationen zur Berleburger Bibel.

* Allerdings ist hier ein Vorbehalt zu machen. Denn bald nach der Veröffentlichung der ersten Abzüge wurde Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg vom Hochgräflichen Direktorium in Hanau ermahnt, dafür zu sorgen, dass keine anstößigen Texte in die Bibel aufgenommen würden. Vermutlich deshalb würden extremen Positionen der Inspirierten ('Radikalen') in die Berleburger Bibel nicht vertreten wie z.b. von das Ehepaar Petersen.

Digitale Beilage zur Berleburger Bibel, die Bücher können in Google Büchern angezeigt werden:
(1) Die "kleine" Marburger Bibel 1712 wird oft als Vorläufer der "großen" Berleburger Bibel angesehen. Ludwig Christof Schefer († 1731) und Heinrich Horch († 1729) arbeiteten an beiden Bibeln.
(2) In dem Buch "
Theobald oder die Schwärmer" (1785) beschreibt Jung-Stilling die Zeit des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg († 1741) und die Berleburger Bibel.
(3) In dem 1842 erschienenen Buch "
Aus dem Leben Casimirs Weideland Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg" gibt Friedrich Wilhelm Winckel eine ausführliche Analyse des Grafen Casimir. Winckel hatte Zugang zu der Sammlung von Tagebüchern, die Graf Casimir zurückgelassen hatte. Diese Tagebücher zeigen unter anderem die enorme Religiosität des Grafen und seine Begierde nach christlich-theosophischen Ideen. Der Graf blieb jedoch - genau wie seine Grafschaft - stark mit der reformierten Kirche verbunden.
(4) Ausführliche Studie von Max Goebel aus dem Jahr 1860 über Berleburg und die Philadelphische Gemeinschaft in "
Geschichte des christlichen Lebens in der Rhein-Westfälischen evangelischen Kirche" (dritter Band).
(5) Das in vielen Studien über die Grafschaft Wittgenstein-Berleburg skizzierte "radikale" Bild ist wahrscheinlich durch das Buch "
Geschichte des Rationalismus. Geschichte des Pietismus und des ersten Stadiums der Aufklärung." des orthodoxen reformierten Theologen August Tholuck († 1877) entstanden. In Kapitel 4 mit dem treffenden Titel "Die Ausartungen des Pietismus" schreibt Tholuck unter anderem über die Grafschaft.
(6)
"Die Tagebücher des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1687-1741)" von Christoph Reimann liefert eine umfassende Analyse dieser Tagebücher, wobei der Schwerpunkt auf dem pietistischen Charakter der Quelle liegt. Dabei entsteht das Bild eines frommen und gewissenhaften Landesherrn, der sich nicht nur für das diesseitige Wohl seiner Untertanen, sondern ebenso sehr für ihr Seelenheil verantwortlich fühlt.

Weitere Literatur (klicken Sie auf die Links):
(1) Radical German Pietism, (p. 321-354), Chauncey David Ensign (1955)
(2) Die Berleburger Bibel. Hinweise zu ihrem Verständnis, Martin Brecht (1982)
(3) Geschichte des Pietismus, Teil 2: Der Pietismus im 18. Jahrhundert, (p. 160-167), Martin Brecht (Hrsg.) (1995)
(4) Les commentaires bibliques de Madame Guyon dans la bible de Berleburg, Jean-Marc Heuberger (2001)
(5) Das Hohelied in der Marburger und der Berleburger Bibel, Toyohiko Shibata (2003)
(6) An Introduction to German Pietism, (p. 196-202), Douglas H. Shantz (2013)
(7) Adel und Frömmigkeit. Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien, Ulf Lückel (2016)

Bücher des Christliche Theosophie und radikaler Pietismus (A4) in der Bibliothek von TopLokatie Sauerland:

Bibliotheca Mysticorum Selecta