Der Begriff Zeitgenössische Kunst oder „Contemporary Art“ bezeichnet die verschiedenen (visuellen) Kunstformen – Malerei, Skulptur, Fotografie, digitale Kunst, Installation, Performance und Videokunst – die heute produziert werden. Übrigens, nehmen Sie das Wort „heute“ nicht zu streng denn es ist alle Kunst der letzten fünfzig Jahre. Zeitgenössische Kunst hat somit eine lange Geschichte. Zeitgenössische Künstler wie Banksy, Damien Hirst, KAWS und Jeff Koons brechen mit Kunstnormen und bestimmen mehr oder weniger die heutige Kunstlandschaft. Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten zeitgenössischen Kunststile, von denen die genannten Künstler mehr oder weniger beeinflusst werden.

Das Medium Comic vereint Aspekte von Text und bildender Kunst, wobei das Comic eine eigenständige Kunstform bildet, daher 'Comic Art'. Der Zweite Weltkrieg führte zur Entstehung von Superhelden in der Comic Art, insbesondere in Amerika und Japan. In Amerika waren es die Künstler Bob Kane und Stan Lee, die das Goldene Zeitalter der Superhelden prägten. In Japan hatte der Künstler Osamu Tezuka, der unter anderem Astro Boy schuf, großen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Mangas in der Nachkriegszeit. Ab den 1980er Jahren, besonders in den Neunzigern, wurden Mangas auch außerhalb Japans populär durch Künstler wie Yoshito Usui und Satoshi Tajiri. Comic Art hat spätere Kunstbewegungen stark beeinflusst, insbesondere Pop Art, Neopop und Street Art.

Neo-Dada ist eine amerikanische Kunstbewegung, die ab den 1950er Jahren gegen die Verherrlichung des Kunstwerks durch den Abstrakten Expressionismus reagierte. Die Künstler wollten zurück zu den Ursprüngen der Dada-Bewegung – der Idee der absoluten künstlerischen Freiheit. Auf witzige und exzentrische Weise kombinierten Künstler Materialien und Medien. Das Kunstschaffen wurde als Hilfsmittel zur Bewusstseinserweiterung und zu aktueller Gesellschaftskritik angesehen. Der Neo-dadaismus wurde von Werken von Braque, Picasso, Marcel Duchamp und Kurt Schwitters beeinflusst. Wichtige Künstler waren: Joseph Beuys, Niki de Saint Phalle, Lee Bontecou, ​​​​John Chamberlain, Bruce Conner, Allan Kaprow, Daniel Spoerri, Jacques Villeglé, César, Jean Tinguely, Edward Kienholz und George Maciunas.

Pop-Art ist eine Bewegung der modernen Kunst, die Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Amerika und England entstand. Der Name ist eine Abkürzung des Begriffs „populäre Kunst“ und umfasst alles, was zur Massenkultur gehört. Pop-Art widersetzte sich dem Abstrakten Expressionismus. Pop-Art-Künstler brachten die Kunst zu den Menschen. Ihre Werke waren dekorativ und hatten selten eine tiefere Bedeutung. Typische Themen sind Alltagsgegenstände, Comicstrips und Massenmedien. Pop-Art würde sich zu Neopop entwickeln - siehe unten. Wichtige Pop-Art-Künstler waren: Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Tom Wesselman, Peter Max, Wayne Thiebaud, Eduardo Paolozzi, David Hockney, Allen Jones, Peter Blake, Ed Ruscha und Richard Hamilton.

Neorealismus ist eine Kunstrichtung, die in den 1960er Jahren entstand. Der Neorealismus spiegelt sich in Malerei, Journalismus, Literatur und Film wider. Der Neorealismus kann als Reaktion auf den Surrealismus (ab den 1920er Jahren) und den Abstrakt Expressionismus (Zeitraum 1946 bis 1960) gesehen werden. Der alltägliche Mensch und das alltägliche Leben werden zum Hauptthema. In den späten 1960er Jahren entwickelte sich der Hyperrealismus – es musste realer als real sein. Allerdings führte Real dann oft zu einer Karikatur des wirklichen Lebens. Wichtige Künstler waren: Bernard Buffet, Chuck Close, Richard Estes, Lucian Freud, Howard Kanovitz, Pyke Koch, Carel Willink, Gerhard Richter und Stanley Spencer. Auch Elly van Gent, die Künstlerin der Büste des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (in der Jagdhütte von TopLokatie Sauerland) gehört zu dieser Bewegung.

Minimal Art oder Minimalismus ist eine Bewegung der bildenden Kunst, die sich zuerst in den USA manifestierte und von dort ab den 1960er Jahren in Europa eingeführt wurde. Die Bewegung ist mit der grundlegenden Kunst verwandt und war eine Reaktion auf den zuvor grassierenden Abstrakt Expressionismus in den USA (wie auch Neo-Dada, Pop-Art und Neorealismus). Minimal Art verwendet einfache, möglicherweise gefundene Materialien. Es war wichtig, mit möglichst einfachen Mitteln eine Beziehung zur Umwelt einzugehen. Wichtig war dabei die Spannung, die durch den Kontrast zur Umgebung entstehen würde. Die wichtigsten Künstler sind : Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd, Dani Karavan, Yves Klein, Richard Serra und Frank Stella.

Konzeptuelle Kunst war eine Gegenreaktion zur Pop-Art, die die Idee der Kunst als Ware ablehnte. Sowohl die Umgebung als auch die Ausführung werden zu den Hauptbestandteilen des Kunstwerks. Marcel Duchamp gilt als Pionier der Konzeptkunst und ist mit Neo-Dada verwandt. Obwohl diese experimentelle Bewegung in den 1960er Jahren verwurzelt ist, ist sie bis heute eine wichtige zeitgenössische Kunstrichtung. Wichtige Künstler sind: Daniel Buren, Jan Dibbets, Marlene Dumas, Gilbert and George, Richard Hutten, Cecily Brown, Per Kirkeby, Anish Kapoor, Christo, Joseph Kosuth, Sol LeWitt, Wolf Vostell, Ai Wei Wei , Jenny Holzer, Marina Abramovic, Yoko Ono, Yayoi Kusama, Dale Chihuly, Ottmar Hörl und Bruce Munro.

Neo-Expressionismus ist eine Kunstbewegung, die sich dem Minimalismus (Minimal Art) und dem Konzeptualismus (Konzeptuelle Kunst) widersetzt. Obwohl der Begriff den Eindruck erweckt, er knüpfe an den Expressionismus an, nur die Verwendung der Figuration ist eine Ähnlichkeit. So entstehen turbulente Werke voller Figuration, Farbe und Form. Auffälligste Merkmale sind das dekorative, politische Engagement, die Vermischung mit Massen- und Subkulturen wie Graffiti, Comics, Ethno-Kunst, Ironie, bewusster Schock und das Streben nach Exzentrizität. Der Neo-expressionismus kann als Fortsetzung von Neo-Dada angesehen werden. Bemerkenswerte Künstler sind: Georg Baselitz, Gavin Turk, Tracey Emin, David Salle, Jenny Saville, Mark Bradford, Peter Doig, Anselm Kiefer, Sarah Lucas, Markus Lüpertz, Maurizio Cattelan, Susan Rothenberg, Julian Schnabel, Damien Hirst, Yue Minjun, Daniel Arsham, Miquel Barcelo und Urs Fischer.

Neopop ist eine allgemeine Bezeichnung für eine postmoderne Kunstform aus der Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Dieser Begriff beschreibt das Werk von Künstlern, die hauptsächlich von der Pop-Art beeinflusst wurden. Leuchtende Farben, moderne Formen und vor allem viel Kreativität zeichnen diesen Kunststil aus. Neopop-Künstler beziehen sich auf Alltagsgegenstände, Comicserien und zur Kunst erhobene Massenmedien. Bemerkenswerte Künstler sind: Gérard Rancinan, Betsy Enzensberger, Yoshitomo Nara, Tony Cragg, David David, Jeff Koons, Joseph Klibansky , Richard Orlinski und Niclas Castello. Der japanische Künstler Takashi Murakami gilt als der erste der japanischen Neopop-Künstler. Der japanische Neopop hat ein fast obsessives Interesse an Anime, Manga und anderen Formen der Popkultur.

Streetart ist eine der jüngsten zeitgenössischen Kunstbewegungen und ein Genre, das mit dem Aufkommen von Graffiti in den 1980er Jahren an Bedeutung gewann. Streetart, die oft im sozialen Aktivismus verwurzelt ist, umfasst Wandgemälde, Schablonenbilder und Aufkleber, die oft in öffentlichen Bereichen angebracht werden. Der große Unterschied zwischen Graffiti und Streetart besteht darin, dass es bei Graffiti oft in erster Linie um dekorative Namensschilder geht und bei Streetart eher um Bilder und Botschaften. Streetart wurde erst ab Mitte der 1990er Jahre zu einer echten Kunstbewegung. Bekannte Streetart-Künstlern aus den 1980er Jahren sind Cornbread, Jean-Michel Basquiat, Dondi White, Daze, Tracy 168 und Keith Haring. Streetart-Künstlern von heute sind Banksy, Shepard Fairey, JR, Christopher Wool, Os Gemeos, Sebastian Burdon ("Whatshisname"), ROA, Brian Donnelly ("KAWS"), Thierry Guetta ("Mr. Brainwash") und Tavar Zawacki.

In dieser Zeit des schnellen technologischen Wandels ist es unvermeidlich, dass sich die zeitgenössische Kunst mit ihr ändert. Künstler nutzen Technologie als Werkzeug, schaffen interaktive Installationen und stellen mit hilfe von Kunst kritische Fragen. Außerdem scheint der Unterschied zwischen Kunst und Design immer kleiner zu werden. Denken Sie an die Innenarchitekten der Memphis-Gruppe in den 1980er Jahren, die Produkte des Designers Marcel Wanders oder die Künstler Peter Doig und David Salle, die für verschiedene Bekleidungsmarken arbeiten. Und schließlich scheint zeitgenössische Kunst von uns allen zu sein. Früher war Kunst etwas für Museen und Wohlhabende. Heutzutage hat jeder etwas von Banksy, Keith Haring oder Mr. Brainwash an die Wand.

Text: Ronald Swensson